Experte erklärt, warum Einsamkeit krank machen kann

(djd). Einsam fühlt sich fast jeder zumindest gelegentlich – meist geht dieses Empfinden aber recht schnell wieder vorbei. „Zum Problem wird es, wenn sich jemand oft, überwiegend oder immer einsam fühlt“, so Dr. Stefan Woinoff, Beziehungsexperte beim 50plus-Datingportal Zweisam.de**. Einsamkeit könne jeden treffen und müsse unbedingt heraus aus der Tabuzone, so der Münchner Psychotherapeut.

 

Den Partner über das Internet gefunden: Für Singles über 50 gibt es mittlerweile spezielle Datingportale.
Den Partner über das Internet gefunden: Für Singles über 50 gibt es mittlerweile spezielle Datingportale.
Foto: djd/Zweisam.de/thx

 

Einsamkeit – Der Mensch ist ein soziales Wesen

Generell leiden unter Einsamkeit mehr Frauen sowie Alleinlebende und Singles. Das ergab eine Ipsos-Studie im Auftrag des Datingportals. Wer sich einsam fühlt, empfindet Schmerz – und der kann auf Dauer krank machen. „Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Lungenleiden, Depressionen, Schlafstörungen und schnellerer kognitiver Abbau im Alter können Folgen von Einsamkeit sein. Wer sich ausgeschlossen fühlt, leidet unter chronischem Stress mit all seinen schädlichen Konsequenzen“, so Woinoff. Der Mensch sei ein soziales Wesen. Er benötige andere Menschen, um zu überleben und sei in hohem Maße auf ihre Zuwendung und Unterstützung angewiesen. Folglich sei es für ihn katastrophal, wenn er zurückgewiesen und ausgeschlossen werde, wenn er also einsam sei. „Da körperliche Verletzungen ebenso lebensbedrohlich sein können wie sozialer Ausschluss, hat die Evolution es so eingerichtet, dass das Gehirn bei beiden Gefahren Warnsignale in Form von Schmerzen aussendet“, erklärt Woinoff.

 

Beziehungsexperte Dr. Stefan Woinoff: "Einsamkeit kann jeden treffen und muss unbedingt heraus aus der Tabuzone."
Beziehungsexperte Dr. Stefan Woinoff: „Einsamkeit kann jeden treffen und muss unbedingt heraus aus der Tabuzone.“
Foto: djd/Zweisam.de

 

Datingportale als „Navi“ auf der Suche nach einer neuen Partnerschaft

Studien würden belegen, dass vor allem ältere Menschen das Fehlen einer Partnerschaft als Grund für ihre Einsamkeit benennen, so Woinoff. Der Experte ermutigt die Menschen deshalb, auch noch mit 60, 70, 80 oder später eventuelle Bedenken oder Ängste über Bord zu werfen und aktiv nach einer neuen Liebe zu suchen: „Das Bedürfnis, zu lieben und geliebt zu werden, hört nie auf – egal, wie alt wir sind.“ Immer mehr ältere Menschen würden dafür auch das Internet nutzen. Ein Datingportal sei ein praktisches „Navi“ auf der Suche nach einer neuen Partnerschaft. Hier finden sich Menschen, die sich sonst nie begegnen würden. Man kann gezielt suchen, sich selbst vorstellen und kommunizieren, was man sich wünscht. „Eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist der Schlüssel zum Glück. Vor allem Männern empfehle ich, sich eine Frau im ähnlichen Alter zu suchen. Hier müssen sie nicht mehr den großen Zampano geben und können ganz entspannt echte Nähe erleben“, so Woinoff. Eine neue Partnerschaft bedeute auch wieder körperliche Liebe, Sex und Zärtlichkeit: „Zärtlichkeit wird im Alter immer wichtiger, Männer können sich hier meist noch viel mehr auf eine Frau einlassen und sie glücklich machen.“

 

Seniorenpaar

 

Skepsis überwiegt beim Thema „Einsamkeitsministerium“

In Großbritannien gibt es nun ein sogenanntes Einsamkeitsministerium, das sich um das Thema Einsamkeit unter Senioren kümmert. Ipsos hat für Zweisam.de die Deutschen befragt, was sie davon halten. Hier die häufigsten Aussagen (Mehrfachantworten möglich):

– Einsamkeit betrifft jedes Alter, ob alt oder jung: 54 Prozent.

– Die Situation für Einsame wird sich dadurch nicht verbessern: 50 Prozent.

– Einsamkeit ist eines der letzten Tabuthemen – wird Zeit, dass darüber öffentlich diskutiert wird: 26 Prozent.

– Derzeit fühle ich mich nicht einsam, habe aber Angst davor, im Alter einsam zu sein: 19 Prozent.

– Durch ein Ministerium würde sich die Situation für Betroffene verbessern, das wünsche ich mir auch für Deutschland: 11 Prozent.