Spezielle Lösungen können verlorene Lebensqualität zurückbringen

(djd). Wir haben zwei Ohren – kann es dann wirklich so dramatisch sein, wenn eines seinen Dienst quittiert? Ja, denn räumliches Hören, welches uns die Orientierung ermöglicht, funktioniert nur, wenn beide Ohren gesund sind. Woher eine Stimme kommt, von wo ein Hupen im Straßenverkehr oder das Klingeln des Handys, erkennt das Gehirn nur durch das Zusammenspiel von linkem und rechtem Ohr. Deshalb kann herkömmliche Technik, wie sie etwa bei Altersschwerhörigkeit eingesetzt wird, bei einseitigem Hörverlust oft nicht zufriedenstellend helfen.

 

Viele Betroffene versuchen, sich mit dem einseitigen Hörverlust zu arrangieren. Dabei gibt es heute technische Lösungen, die die Beeinträchtigung ausgleichen.
Viele Betroffene versuchen, sich mit dem einseitigen Hörverlust zu arrangieren. Dabei gibt es heute technische Lösungen, die die Beeinträchtigung ausgleichen.
Foto: djd/Phonak

 

Unterschätzte Beeinträchtigung

Für Betroffene bedeutet ein einseitiger Hörverlust oft eine große Einschränkung. Häufig scheint eine Operation der einziger Ausweg – eine Entscheidung, die ein Großteil scheut. Daher arrangieren sich viele mit ihrem Schicksal und entwickeln ganz unterschiedliche Strategien, um den Alltag zu bewältigen: Sie setzen sich in Gesprächen so hin, dass das gesunde Ohr zum Gegenüber zeigt, lernen Lippenlesen oder verlassen sich, zum Beispiel im Auto, vermehrt auf ihre Augen. „Auf Dauer kann dieses Verhalten nicht nur zu großer Erschöpfung führen, sondern auch zu Frust, Verzweiflung und dem Impuls, sich zurückzuziehen“, weiß Marco Faltus, Leiter der Abteilung Audiologie des Hörgeräteherstellers Phonak. Man habe oft das Gefühl, buchstäblich nur die Hälfte mitzubekommen.

 

Nur die Hälfte mitbekommen? Mit neuartigen Hörgeräten wird der einseitige Hörverlust ausgeglichen.
Nur die Hälfte mitbekommen? Mit neuartigen Hörgeräten wird der einseitige Hörverlust ausgeglichen.
Foto: djd/Phonak

 

Kleiner Umweg mit großer Wirkung

Eine effektive Hilfe können Hörgeräte sein, die speziell für einseitigen Hörverlust entwickelt wurden. Mit der sogenannten CROS-Technik gelingt es, das gesunde Ohr so zu unterstützen, dass es die Aufgaben des schwächeren übernimmt und somit dem Gehirn wieder ein vollständiges räumliches Klangbild vermittelt. CROS steht für „Contralateral Routing of Signal“, was so viel wie gegenseitige Signalübertragung bedeutet. Die Systeme bestehen aus zwei Teilen: Ein Hörgerät mit Mikrofon nimmt die Klänge am nicht hörenden Ohr auf und übermittelt sie in Echtzeit drahtlos an das Hörgerät, das am gesunden Ohr getragen wird. Wenn der Hörverlust längere Zeit bestand, ist ein wenig Training nötig, bis sich das Gehirn wieder an das räumliche Hören erinnert. „Bei einigen Betroffenen funktioniert das aber auch so gut, dass sie bereits beim Verlassen des Hörakustikers das Gefühl haben, wieder voll im Leben zu sein“, weiß Fachmann Marco Faltus. Weitere Infos so wie Broschüren und Erfahrungsberichte zum Download finden Interessierte auch online unter www.phonak.de**.

 

Blickkontakt - viele Betroffene lernen mit der Zeit auch das Lippenlesen.
Blickkontakt – viele Betroffene lernen mit der Zeit auch das Lippenlesen.
Foto: djd/Phonak

 

Einseitiger Hörverlust: Die häufigsten Ursachen

Dass es einseitig zu einem Hörverlust kommt, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Die Beeinträchtigung kann angeboren sein oder durch erbliche Faktoren entstehen, etwa durch die Neigung zu Veränderungen an den Knochen im Innenohr (Otosklerose). Bakterielle oder virale Infektionen, Tinnitus, Lärmtraumen oder Schädelverletzungen können ebenfalls einen einseitigen Hörverlust auslösen. Generell gilt: Sobald die Beeinträchtigung festgestellt wird, sollte umgehend der Arzt oder der Hörakustiker aufgesucht werden. Mehr dazu gibt es unter www.phonak.de**.

 

Im Straßenverkehr kann einseitiger Hörverlust zur echten Gefahr werden, weil man nicht einschätzen kann, woher ein Geräusch kommt.
Im Straßenverkehr kann einseitiger Hörverlust zur echten Gefahr werden, weil man nicht einschätzen kann, woher ein Geräusch kommt.
Foto: djd/Phonak